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Für sein Lebenswerk ist der 78-jährige Orgelbauer Gerhard Schmid - hier ein Bild aus seiner Werkstatt - unermüdlich in Osteuropa unterwegs
(Foto: Langer)

Allgäuer Zeitung, 3. Dezember 2002
Für Gottes Lohn in Russlands Kirchen

Der 78-jährige Kaufbeurer Orgelbauer Gerhard Schmid und seine Projekte in Osteuropa
Kaufbeuren. Gerhard Schmid war wieder auf Reisen. Dieser Tage kam der fast 78-jährige Kaufbeurer Orgelbauer aus Russland zurück, wo er gut einen Monat lang in mehreren Gotteshäusern schon begonnene Arbeiten fortgeführt oder neue Aufgaben in Augenschein genommen hat. Stationen waren Moskau und St. Petersburg. Geplante Abstecher nach Lettland, Estland und Sibierien musste er auf nächstes Jahr verschieben, weil unerwartet früh im Allgäu wieder die Pflicht rief.

Seine zwei Werkstätten in Kaufbeuren und Westendorf erfüllen eher den Wortsinn einer Manufaktur. Gefertigt werden dort alle Bestandteile einer Orgel: vom Orgelprospekt, dem Sichtgehäuse, über die Spieltische (Klaviaturen) und verschiedenste Bedienungsmechaniken bis hin zu den Pfeifen, die in der eigenen Gießerei in direkter Konkurrenz zu Spezialfirmen für Orgelpfeifen gegossen werden. Schmid beschäftigt noch zwölf Leute, aber: "Wir haben reduziert". Seit 1955 haben die Werkstätten ingesamt 202 neue Orgeln gebaut und zirka 300 restauriert. Das größte Projekt war eine Orgel im französischen Dijon, die sieben Jahre in Anspruch nahm. "Das da drüben mache ich alleine. Da kann man keine Rechnung schreiben. Die Gemeinden sind sehr arm", sagt der Chef über seine Russland-Projekte. Bei ungezählten Reisen seit 1992 hatte er immer nur den Idealismus für seine Lebensaufgabe, das Orgelbauen, im Gepäck oder die Spendenzusagen von Sponsoren. Schmid wird unterstützt von zwei gemeinnützigen Vereinen: "Kirchen für den Osten", einer Organisation, die Fertigbauteile für Gotteshäuser in den slawischen Raum liefert, und "Pro Deo et fratribus", einer europäischen Vereinigung, die sich für Erhalt, Restaurierung oder Neubau von Kirchen in ehemals kommunistischen Ländern einsetzt.
In der "Katholischen Kathedrale der unbefleckten Empfängnis", einem um 1900 errichteten neugotischen Bau, installiert Schmid zurzeit "mit die größte Orgel Russlands". Das riesige Instrument stammt aus dem Münster zu Basel, dessen evangelisch-reformierte Gemeinde die Orgel den Katholiken in der russischen Hauptstadt geschenkt hat.

Zitat
"Den Beruf hat Gott mir geschenkt. Ich werde so lange Orgeln richten und bauen, bis Gott mir selbst das Werkzeut aus der Hand nimmt."

Schon in der Schweiz hatte Schmid sie selbst abgebaut und danach eine Kleidersammlung organisiert, um 5600 Orgelpfeifen, Spieltisch, Prospekt und Mechanik in drei schweren Sattelschleppern stoßfest zu verstauen und auszustopfen. Schmid hatte jedes Teil selbst verpackt und mit Helfern aufgeladen. Nach dem Ausladen in Moskau verteilte die Caritas die Kleider an Bedürftige. Die Orgel soll Weihnachten 2003 eingeweiht werden. Damit das klappt, müssen zunächst Mechanik und Windversorgung montiert werden. Erst dann geginnt der Einbau der insgesamt 77 Register (wobei eines so viele Pfeifen umfasst wie Tasten in einer Spieltischreihe liegen) und die Einstimmung der 5600 Pfeifen.

In St. Petersburg besichtigte Schmid vorletzte Woche ein zu restaurierendes Instrument deutscher Bauart aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, das er vorher nur auf Fotos gesehen hatte. "Das ist kaum mehr spielbar", berichtete Schmid nun.

Ähnliches erwartet ihn nächstes Frühjahrin Lettland, wo er eine Orgel wieder aufbaut, die er in Schwabmänchen vor der Verschrottung bewahrt hat. Dazu will er eine Orgel nach Estland bringen, die derzeit in Westendorf restauriert wird. Ein Abstecher soll ihn auch in die sibirischen Städte Nowosibirsk und Darnaul führen, wohin er 2001 zwei kleine restaurierte Instrumente geliefert hatte. Drei seiner Orgeln stehen sogar nördlich des Polarkreises.

Ohne Helfer konnte Schmid die Russlandprojekte aber nicht bewältigen. Diesmal gingen ihm in Moskau ein russischer Arbeitsloser und ein deutscher Rentner zur Hand. Früher hat es Schmid auch schon mit Inseraten in einer Fachzeitschrift versucht: "Gibt es das noch: Echte Orgelfreunde, die sich in Freizeit und Urlaub für alle Orgeln einsetzen? Kost und Logis frei. "Über den Erfolg schweigt er sich aus. Nur soviel: "Ich finde Freiwillige, die solche Arbeiten machen - um gottes Lohn".

Bei all den Arbeiten kommt ihm schließlich zugute, dass er selbst Orgel spielt - was selten ist für einen Orgelbauer. "Wenn nach Arbeitsschluss mal eine Stunde Zeit ist", erzählt Schmid, übt er Präludien von Bach oder Choräle an einer kleinen Orgel, die in seiner Werkstatt steht. Gelernt hat er das Spielen in der Dreifaltigkeitskirche während seiner Lehrzeit. Später am Münchner Konservatorium hat er sogar Orgel studiert.

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